Was ist ein Pflegegrad?
Stand - 16. Oktober 2024
Ein Pflegegrad ist eine Einstufung, die festlegt, wie stark eine Person in ihrer Selbstständigkeit eingeschränkt ist und wie viel Hilfe sie im Alltag benötigt. Diese Einstufung ist entscheidend, um festzustellen, welche Leistungen der Pflegeversicherung in Anspruch genommen werden können, um die betroffene Person bestmöglich zu unterstützen.
Pflegebedürftigkeit verstehen
Pflegebedürftig ist eine Person, wenn sie aufgrund körperlicher, geistiger oder seelischer Beeinträchtigungen dauerhaft Hilfe bei alltäglichen Aufgaben benötigt. Dazu können ganz unterschiedliche Dinge gehören, wie das Aufstehen und Bewegen im eigenen Zuhause, das Essen, Trinken, die Körperpflege oder die Einnahme von Medikamenten. Die Pflegebedürftigkeit kann in jedem Lebensabschnitt auftreten – sei es durch einen Unfall, eine Krankheit oder altersbedingte Einschränkungen.
Wichtig dabei ist: Die Beeinträchtigungen müssen voraussichtlich länger als sechs Monate bestehen, um als Pflegebedürftigkeit im Sinne der gesetzlichen Pflegeversicherung zu gelten.
Wie wird ein Pflegegrad ermittelt?
Um festzustellen, welchen Pflegegrad eine Person hat, wird eine sogenannte Pflegebegutachtung durchgeführt. Diese erfolgt durch den Medizinischen Dienst der Krankenversicherung (MDK) oder, bei Privatversicherten, durch Medicproof. Die Gutachter kommen nach Terminabsprache in die Wohnung der pflegebedürftigen Person oder in eine Pflegeeinrichtung, um vor Ort zu überprüfen, wie selbstständig die Person noch handeln kann und in welchen Bereichen sie Hilfe benötigt.
Bei der Begutachtung werden sechs wesentliche Lebensbereiche geprüft:
Mobilität: Kann sich die Person selbstständig bewegen? Dazu gehört beispielsweise das Aufstehen, Gehen oder Treppensteigen.
Geistige und kommunikative Fähigkeiten: Ist die Person in der Lage, sich zeitlich und räumlich zu orientieren, Entscheidungen zu treffen und Gespräche zu führen?
Verhaltensweisen und psychische Problemlagen: Tritt bei der Person nächtliche Unruhe, Angst oder Aggression auf, die für sie selbst oder die Angehörigen belastend sind?
Selbstversorgung: Kann die Person alltägliche Aufgaben wie das Waschen, Anziehen, Essen und Trinken eigenständig bewältigen?
Umgang mit krankheits- oder therapiebedingten Anforderungen: Kann die Person medizinische Anforderungen, wie die Einnahme von Medikamenten oder den Umgang mit Hilfsmitteln, selbstständig meistern?
Gestaltung des Alltagslebens und sozialer Kontakte: Ist die Person in der Lage, ihren Tagesablauf selbst zu gestalten und soziale Kontakte zu pflegen?
Jeder dieser Lebensbereiche wird anhand eines Punktesystems bewertet, wobei die Punkte je nach Grad der Selbstständigkeit von 0 (vollständige Selbstständigkeit) bis 3 (vollständige Abhängigkeit) reichen. Die gesammelten Punkte aus den einzelnen Bereichen fließen dann zu einer Gesamtbewertung zusammen, die den Pflegegrad bestimmt.
Die fünf Pflegegrade
Es gibt fünf Pflegegrade, die sich nach dem Grad der Selbstständigkeit richten und damit auch den Umfang der benötigten Pflegeleistungen bestimmen:
Pflegegrad 1: Geringe Beeinträchtigungen der Selbstständigkeit
Pflegegrad 2: Erhebliche Beeinträchtigungen der Selbstständigkeit
Pflegegrad 3: Schwere Beeinträchtigungen der Selbstständigkeit
Pflegegrad 4: Schwerste Beeinträchtigungen der Selbstständigkeit
Pflegegrad 5: Schwerste Beeinträchtigungen mit besonderen Anforderungen an die Pflege
Die Höhe des Pflegegrades beeinflusst maßgeblich, welche und wie viele Leistungen von der Pflegeversicherung bereitgestellt werden. Dies umfasst beispielsweise Pflegesachleistungen, Pflegegeld oder die Unterstützung bei der Betreuung und Versorgung im Alltag.
Warum ist der Pflegegrad wichtig?
Der Pflegegrad ist der zentrale Faktor, der bestimmt, in welchem Umfang pflegebedürftige Menschen und ihre Angehörigen durch die Pflegeversicherung unterstützt werden. Dabei geht es nicht nur um finanzielle Hilfe, sondern auch um konkrete Angebote wie Pflegedienste, Hilfsmittel oder die Unterstützung durch Pflegeheime. Je höher der Pflegegrad, desto mehr Unterstützung wird benötigt und desto umfangreicher sind die Leistungen.
Darüber hinaus können bei der Begutachtung auch Hinweise auf notwendige Rehabilitationsmaßnahmen gegeben werden. Diese dienen dazu, den Gesundheitszustand der pflegebedürftigen Person zu verbessern und die Pflegebedürftigkeit zu mindern oder hinauszuzögern.
Fazit
Ein Pflegegrad bietet eine genaue Einschätzung der Pflegebedürftigkeit und zeigt auf, in welchem Umfang eine Person Unterstützung benötigt. Die Einstufung in einen Pflegegrad erfolgt durch den Medizinischen Dienst, der die Selbstständigkeit der betroffenen Person in verschiedenen Lebensbereichen überprüft. Dabei stehen nicht nur körperliche, sondern auch geistige und psychische Einschränkungen im Fokus. Die fünf Pflegegrade bilden die Grundlage für die Leistungen der Pflegeversicherung, die je nach Schwere der Beeinträchtigungen bereitgestellt werden.